Insektensterben

Derzeit kann man kaum in eine Zeitung reingucken, ohne mit der Nase auf das große Insektensterben gestoßen zu werden. Eine wissenschaftlich allgemein akzeptierte Studie mit Erhebungen an über 60 Stellen in Naturschutzgebieten kommt zu dem Schluss, dass die Biomasse an Insekten (also ohne die Arten zu identifizieren) in Nordrhein-Westfalen und anderswo in Deutschland in den letzten 30 Jahren um 75% zurückgegangen ist.

Kaum ist diese Meldung veröffentlicht, geht auch schon die Suche nach dem Schuldigen los. Die Grünen und Naturschützer schieben den Rückgang, wie üblich, der industriellen Landwirtschaft in die Schuhe, die Bauern machen den Verkehr, die Versiegelung von Flächen, und – was völlig strange klingt – sogar die Insektenhotels oder die Zunahme an Waldflächen dafür verantwortlich, während der Bauernverband, auch wie üblich, die Seriosität der Studie bezweifelt und weitere Studien einfordert.

Ein Rückgang um 75%: das ist in der Tat dramatisch. Zumal ohne Insekten ein wichtiger Naturkreislauf, an dem auch unsere menschliche Existenz hängt, zusammenbricht. Ein nicht unbeträchtlicher Teil unserer pflanzlichen Nahrungsmittel ist auf die Bestäubung durch Insekten angewiesen. Obst und Beeren beispielsweise. Aber auch Ölsaaten wie Raps oder Sonnenblumen. Oder Nüsse.

Die Frage, ob Insekten nur für die Bestäubung wichtig sind oder ob sie in einem funktionierenden Ökosystem noch weitere Aufgaben erfüllen, wie das Bodelebewesen und andere Krabbelviecher tun, kann ich auf Anhieb nicht beantworten.

Im Vergleich zu früher sind Windschutzscheiben und Kühlergrill am Auto heute tatsächlich kaum noch mit toten Insekten verklebt. Von der Decke hängende Klebespiralen in der Wohnung sind auch nicht mehr nötig. Ab und zu noch so ein Klebedings als Pflanzenschutz gegen Trypse, das ist es dann auch schon. Auffallend auch, dass es im Vergleich zu früher viel weniger Singvögel zu geben scheint. Wenn man mit der Nase draufgestoßen wird, wird einem bewusst, dass es auch im eigenen Umfeld sehr viel weniger Insekten und sehr viel weniger Vögel gibt als früher.

In diesem Artikel geht es mir aber um was anderes. Für das Insektensterben werden eine Vielzahl von Gründen genannt: Monokulturen, Feldgröße, Düngung, Glyphosat, Neonicotinoide, Flächenversiegelung, Verkehr, sterile Stall- statt Freilandhaltung von Nutzvieh, Regen, Trockenheit. Ja, sogar der Klimawandel muss als Grund herhalten, obwohl man davon ausgehen kann, dass in unseren Breiten eine Erwärmung für die Insekten eher von Vorteil und ihrer Vermehrung dienlich wäre.

Auffallend ist das totale Schweigen über einen möglichen weiteren Grund, nämlich der Ausbau der Mobilfunknetze und der Sendeanlagen und der massiven Zunahme der Datenübertragungsmenge. Die Zunahme hochfrequenter Strahlung wird als mögliche Ursache nicht mal erwähnt, weil nicht sein kann, was nicht sein darf.

Die Industrialisierung der Landwirtschaft hat vor 60 Jahren begonnen, und mit ihr ging tatsächlich auch ein Rückgang der Insekten- und Vogelzahl einher. Vielleicht erinnert sich noch mancher an das Buch Der stumme Frühling von Rachel Carson. Die Landwirtschaft ist, was Insekten- und Vogelsterben angeht, sicher nicht außen vor. Ich will da nichts verteidigen und nichts beschönigen.

Andererseits man muss folgendes bedenken: In den letzten 30 Jahren wurde in Deutschland viel für die Natur getan. Die Wälder haben zugenommen, ebenso die Biotope und die Brachflächen. Die landwirtschaftlichen Flächen sind dank Ertragssteigerungen durch züchterische Erfolge zurückgefahren worden. Flussläufe, Bäche, Moore sind renaturiert worden. Blühstreifen und Naturschutzmaßnahmen werden staatlich subventioniert. Hecken bleiben stehen. Der Eintrag von Schadstoffen wie Blei, Schwefel, Rauchgas etc. wurde durch den Einbau von Filteranlagen erheblich reduziert.

In summa sieht die Natur in Deutschland heute zumindest oberflächlich besser und gesünder aus als vor 30 Jahren. Und trotzdem sterben im selben Zeitraum vermehrt die Insekten und verschwinden die Vögel. Und sie verschwinden auch da, wo sie gar keinen Anlass dafür haben, wie bpsw. im Oberallgäu, wo es überwiegend Almen und Grünland gibt, das, wenn überhaupt, bloß von Kühen gedüngt wird. Zudem gibt es in dieser Region überdurchschnittlich viele Bio-Bauernhöfe. Und trotzdem verschwinden die Insekten. Das führt groteskerweise dazu, dass manche Bauern den Grünen und der Öko-Bewegung die Schuld am Insektensterben geben, weil es eben seit 30 Jahren die Öko-Bewegung gibt.

Seit 30 Jahren gibt jedoch auch PC, Laptop und Handy. Die modernere Variante sind Tablets und Smartphones, und diesen allen ist eins gemeinsam: Die Datenübertragung mittels hochfrequenter Strahlung.

Bevor ich die Ursachen für das Insektensterben bei den Grünen und der Öko-Bewegung suche, wie das die Bauern tun, würde ich mir doch schon mal Gedanken über den Zusammenhang von Insektensterben und Strahlung machen. Zumal es ja nichts Neues ist, dass Insekten sich u.a. am Magnetfeld der Erde orientieren.

Interessant auch, auf welche Art und Weise der Zusammenhang zwischen elektromagnetischer Strahlung und Verhalten von Insekten untersucht wird. Das liest sich beispielsweise so:

Bienen:

Als erste befassten sich bereits 1981 Gary und Westerdahl mit dem möglichen Einfluss hochfrequenter Felder (2,45 GHz) auf die Orientierung von Bienen. Es wurden 6000 einzelne Bienen markiert, exponiert oder scheinexponiert, und deren Orientierungsverhalten beobachtet. Es konnte kein Einfluss der Exposition festgestellt werden. An der Universität Koblenz wurde das Rückkehrverhalten von Bienen unter dem Einfluss hochfrequenter elektromagnetischer Felder in einer Pilotstudie (2005) und einer Folgestudie (2006) untersucht (siehe http://agbi.uni-landau.de/materialien.htm). Zur Exposition diente eine unter dem Bienenstock angebrachte DECT-Basisstation. Dies ist einerseits eine unrealistische Situation, aus der direkte Schlüsse über Auswirkungen von Mobilfunk-Basisstationen nicht gezogen werden können, andererseits kann ein Einfluss niederfrequenter Felder, die durch die Stromversorgung der DECT-Basisstation entstehen, nicht ausgeschlossen werden. Es ist bekannt, dass sich Bienen nach dem Erdmagnetfeld orientieren können (Hsu und Li 1994; Hsu et al. 2007), ob diese Orientierung durch niederfrequente Felder gestört wird, wurde nicht untersucht. Die Pilotstudie zeigte bei den exponierten Bienen einen Verlust der zurückkehrenden Tiere von bis zu 70%. Dies war signifikant mehr als bei den nicht exponierten Bienen. Allerdings war die Zahl der untersuchten Bienenstöcke klein. In der Folgestudie wurde die Zahl der Experimente erhöht, die in der Pilotstudie gefundene Tendenz wurde zwar bestätigt, die Ergebnisse waren aber nicht signifikant. Es kehrten etwa 60% der nicht exponierten und 50% der exponierten Bienen zurück. Auf eine drastische Störung der Orientierung von Bienen durch hochfrequente elektromagnetische Felder kann aus diesen Studien nicht geschlossen werden. Weiterhin war das Rückkehrverhalten deutlich schlechter als in der Arbeit von Gary und Westerdahl (1981), wo etwa 80% der exponierten sowie scheinexponierten Bienen in den Stock zurückkehrten, was insgesamt auf weiter Störgrößen in den Untersuchungen von Hsu und Mitarbeitern hindeutet.

http://www.ralf-woelfle.de/elektrosmog/redir.htm?http://www.ralf-woelfle.de/elektrosmog/biologie/umwelt.htm

In diesem Vergleich wird also als „Normalfall“ suggeriert, dass bei jedem Ausschwärmen 40% der Bienen sowieso nicht in den Stock zurückkommen. Offenbar wundert sich von den Wissenschaftlern niemand darüber, dass bloß 60% der nicht-exponierten Bienen in den Stock zurückkommen. Ich bin nun ja kein Imker, aber das wäre meiner Ansicht nach schon ein äußerst merkwürdiges Verhalten, denn nach drei- oder viermaligem Ausschwärmen wäre der Bienenstock dann ja so gut wie entvölkert. Bienen sind keine Eintagsfliegen. Die leben ja schon ein paar Wochen.

Diesem „Normalfall“ gegenüber erscheint ein Unterschied von 10% in der einen Studie und von 30% in der ursprünglichen Studie als nicht signifikant. Und das wird einem dann als wissenschaftlich seriös verkauft. Da kann man sich dann schon mal über Wissenschaftsgläubigkeit, um nicht zu sagen Wissenschaftshörigkeit so seine Gedanken machen.

Interessant ist m.E auch, dass in der Untersuchung von 1981 ja noch etwa 80% sowohl der exponierten und nicht-exponierten Bienen in den Stock zurückkehrten. Daraus könnte man durchaus auch den Schluss ziehen, dass eine einmalige, kurzfristige Exposition mit elektromagnetischer Strahlung den Bienen nicht so viel ausmacht wie die flächendeckende Dauerexposition durch Mobilfunknetze und Sendeanlagen, wie sie 2005 dann schon gegeben war.

Ich weiß nicht, ob es so ist, aber als seriöser Wissenschaftler würde ich solchen und ähnlichen Fragestellungen doch erstmal nachgehen, bevor ich behaupte, dass Bienen und andere Insekten durch elektromagnetische Strahlung nicht gravierend gestört werden.

Das Insektensterben zeigt aber wieder mal deutlich, wie das menschliche Gehirn funktioniert. Was ihm nicht in den Kram passt, wird nicht wahrgenommen. Oder entsprechend uminterpretiert. Der Wille dominiert unsere Gedanken. Es ist nicht die Wahrnehmung und auch nicht die Suche nach der Wahrheit. Ja, wir wollen Smartphones, Tablets und die Elektrofizierung der Welt. Deshalb existiert Elektrosmog nicht. Und den Insekten macht der sowieso nichts aus.

20 Kommentare zu “Insektensterben

  1. Hi, ich wollte nur eben sagen, dein Artikel gefällt mir gut, du hinterfragst kritisch, was an den Schuldzuweisungen, die ja tatsächlich nach einer jeden solchen Studie allen Beteiligten und Unbeteiligten unumgänglich scheinen, dran sein kann. Du hinterfragst auch die Wissenschaft, was ich ebenfalls befürworte, denn auch die ist mittlerweile leider mehr von Geldgeilheit als von einer Ausrichtung des rationalen Denkens darauf, was gut ist für Mensch und Umwelt, und was nicht, geprägt.
    Um aber die Signifikanz einer Studie beziehungsweise deren Ergebnisses zu bestimmen, benötigt man Kenntnisse über Wahrscheinlichkeit und Zufall. Dass das Ergebnis nicht signifikant ist, bedeutet lediglich, dass die Irrtumswahrscheinlichkeit über einer zuvor (häufig von den Forschern selbst) festgelegten Irrtumswahrscheinlichkeit liegt. Das bedeutet, dass du keinerlei Aussagen treffen kannst, wenn du nicht auch diese Signifikanz, also die höchste Wahrscheinlichkeit eines Irrtums, die die Wissenschaftler noch akzeptieren, kennst.
    Denn gegen die Wissenschaft zu sein hilft ja nun auch nicht. Man muss sie verstehen, um ihre Fehler zu finden 😉
    Ansonsten danke für deine Gedanken und viele Grüße!

    • Wenn das Kausalitätsprinzip durch Wahrscheinlichkeit und Statistik ersetzt wird, verlieren Wissenschaften ihre Beweiskraft. Einstein hatte schon einen Grund, sich gegen Heisenbergs Quantenmechanik zu wehren, denn die bedeutete den Abgesang auf die Kausalität. Wahrscheinlichkeit, Statistik, Signifikanz haben sich dennoch allgemein durchgesetzt, weil sich damit auch lebende Systeme pseudo-wissenschaftlich beschreiben lassen. Das funktioniert aber nicht wirklich. Mal ist Butter gesund, mal nicht. Mal ist Glyphosat schädlich, mal nicht. Mal erwärmt sich das Klima um 5 Grad, mal um 2, und selbst, wenn es kälter wird, sprechen die Wissenschaftler von Erwärmung. Mit der Preisgabe des Kausalitätsprinzips sind die Wissenschaften in den Bereich des Glaubens und der Willkür abgedriftet. Die Preisgabe der Kausalität ist doch der Grund, warum wissenschaftliche Ergebnisse sich überhaupt an die Interessen der Geldgeber anpassen können. Eine ballistische Kurve in ihren Ursache-Wirkungszusammenhängen ist immer dieselbe, egal wer wem welches Geld gibt.

      • also die Kasalität ist Schuld daran?

        weil:
        „Mit der Preisgabe des Kausalitätsprinzips sind die Wissenschaften in den Bereich des Glaubens und der Willkür abgedriftet.“

        Zum Klima wäre zu sagen,
        wenn es nachgewiesen ist, dass es sich um 2 -5°C erwärmt, dann erwärmt es sich auf um diese Zahlen, auch wenn gerade mal eine knappe Woche Werte von -20°C draußen sind!

        Denn das Klima ist viel langfristiger, als ein kurzes Wettergeschehen.

        Man könnte von 5°C Erhöhung bis zum Ende des Jahrhunderts reden, wenn nichts dagegen gemacht wird. Das Resutlat kann man sich ausrechenen.

        Wenn etwas mit Erfolg dagegen gemacht wird, dann erwärmt es sich eben nur bis zu 2°C!

        Und das ist die Unsicherhait!

      • Bis ca. 1930 gingen die Wissenschaftler davon aus, dass es für alles eine ganz genaue Erklärung gibt. Wenn die Experimente Ungenauigkeiten oder Abweichungen zeigten, dann musste es dafür eine logische Erklärung geben, und die musste man eben finden. Doch dann kamen die Physiker drauf, dass manche Sachen gar nicht festgelegt sind oder dass sie sich verändern, wenn man sie beobachtet. Man kann bspw. herausfinden, dass von 1000 radioaktiven Teilchen 500 in den nächsten drei Monaten zerfallen, aber man kann nicht sagen, welche von den 1000 das sind, man weiß bloß, dass es 500 sind. Mit denselben Methoden werden jetzt praktisch die meisten Sachverhalte beschrieben. Wenn bei 70 von 100 Patienten ein Medikament eine Verbesserung auslöst, dann sagt man, das ist ein wirksames Medikament, obwohl es bei 30 Personen nicht gewirkt hat und man meistens auch nicht weiß, warum es bei den einen wirkt und bei den anderen nicht. Man versucht gar nicht mehr, ganz genau herauszufinden, warum das Medikament bei 30 Personen nicht wirkt. Dann sagen die Einen, das Medikament hat geholfen. Die Anderen sagen, das Medikament hat nicht geholfen. Und tatsächlich haben ja beide Recht.

        Was das Klima angeht: Die Wissenschaftler sagen, das Klima erwärmt sich um 2-5 Grad, weil wir Menschen zuviel Kohlendioxid in die Luft blasen. Dass wir Kohlendioxid in die Luft blasen, stimmt. Aber das Klima hängt auch von den Aktivitäten der Sonne ab, die mal mehr oder weniger brodelt, sowie davon, an welcher Stelle sich unser gesamtes Sonnensystem in der Galaxis befindet, weil das die Teilchenströme, die aus dem Weltraum auf die Erde prasseln, beeinflusst. Und noch mehr als vom Kohlendioxid hängt das Klima vom Wasserkreislauf ab. Die Wissenschaftler tun so, als würde nur das Kohlendioxid eine Rolle spielen, und als könnte man aus dem Kohlendioxid errechnen, um wieviel Grad sich das Klima erwärmt. Das tun sie, weil sie dafür bezahlt werden. Es ist nicht ganz falsch, weil das Kohlendioxid schon einen Einfluss hat, aber es ist eben auch nicht ganz richtig. Deshalb gab es ja auch, lange bevor es Menschen gab, schon Klimaerwärmungen und Eiszeiten. Dass es jetzt gerade schneller heiß wird als früher, ist auch falsch. Wenn das Klima sich wandelt, dann geschah das häufig sprunghaft in kurzer Zeit.

      • Du hast sicher recht damit, dass die Wissenschaft unter der Werbemacherei von Konzernen leidet, die Studien in Auftrag geben. Die gesamten Wissenschaften als abgedriftet in den Bereich des Glaubens und der Willkür zu bezeichnen, finde ich trotzdem krass; immerhin kann man den Auftraggeber einer Studie herausfinden und er versteckt sich nicht hinter den ‚geschmierten‘ Wissenschaftlern. Durch diese bisher zumindest teils gegebene Durchsichtigkeit kann man sich dann ja trotzdem differenziert mit dem Thema beschäftigen, wenn man die Ausdauer und Lust dazu hat. Vielleicht hilft es dabei sogar, dass Butter mal gesund ist und mal nicht (zudem: Butter enthält ein Gemisch vieler Stoffe, die alle im Übermaß ungesund sind und die, im normalen Ausmaß eingenommen, der Gesundheit zuträglich sein können. Man kann alles so testen, dass es scheiße ist, oder eben nicht. Es ist jedoch die Aufgabe eines jeden Einzelnen, zu entscheiden, wie scheiße er die Butter findet, nachdem er sich verschiedene Studien verschiedener Auftraggeber aufmerksam durchgelesen hat. Oder aber es ist die Aufgabe des Schreiberlings, der die Studien sich vornahm um sie im Text zu verwenden, dass er diese differenziert betrachtet und der Öffentlichkeit mit dem Ziel zugänglich macht, dass die Leser sich Meinungen bilden können. Pauschal ist Butter weder gesund noch ungesund. Mehr wollte ich dir in Bezug auf die Signifikanz gar nicht mitteilen. Inwiefern würde die Kausalität denn hier helfen? Hat sie absolute Lösungen, wie viel Butter gesund ist? Trotzdem hat man doch dann nur eine gemittelte Buttermenge, die nicht direkt auf den Einzelnen übertragbar ist. Oder man bestimmt, an wie viel Butter man stirbt, und kann dann sicher sagen, dass eine Kausalität vorhanden ist. Finde ich auch nicht so sinnvoll. Wenn ich das Beispiel missverstanden habe, dann erklär mal.)

        Ich stimme dir völlig zu, dass die Wissenschaft sich leider häufig dem Zweck der Geldmacherei widmet und der Wirtschaft beugt, aber nun ist es so, und wir müssen damit klar kommen uund/oder was dran ändern. Ich werde mich auf jeden Fall mal einlesen; tatsächlich wurden von uns an der Uni bisher nur die Methoden der Statistik zur Auswertung von Versuchen verlangt, möglicherweise bin ich also auch schon wissenschaftlich verblendet 😉
        Viele Grüße!

      • Wenn Butter – wissenschaftlich gesehen – mal gesund ist und mal nicht, wenn es vom Individuum abhaengt, das selbst entscheiden muss, was ihm gut tut, wenn Butter pauschal weder gesund noch ungesund ist, dann sind alle Handlungsanweisungen, die auf der Basis von Wissenschaften getroffen werden – Butter essen, Butter meiden, xy Gramm taeglich etc. – irgendwo willkuerlich. Wenn Butter pauschal weder gesund noch ungesund ist, dann ist es pure Glaubenssache (!), Butter fuer gesund oder ungesund zu erklaeren, im besten Fall ist es Erfahrungssache, wobei es hier aber um persoenliche Erfahrungen geht, die wiederum nicht verallgemeinert werden koennen.

        Wissenschaften haben sich in der Auseinandersetzung mit der von uns geschaffenen Technik entwickelt. Wissenschaften bestehen darin, die technische Denkweise und technische Gesetze auf die Natur und das Leben zu uebertragen und das funktioniert nur, wenn Natur und Leben, die immer konkret sind,in eine abstrakte Vorstellung verwandelt werden und diese Abstraktion dann fuer die Wirklichkeit gehalten wird.

      • Du kannst nicht alles, nicht das gesamte Leben als technisches Gesetz beschreiben (zumindest noch nicht. Zu glauben, dass das geht, ist wirklich sehr unwissenschaftlich, weil Wissenschaft auf dem Suchen von Fehlern in aktuellen Theorien basiert).
        Das mit der Butter habe ich dir ja genau so beschrieben, wo ist das Problem? Willst du genormte tägliche Buttermengen für alle? (Gesunde) Ernährung ist doch sowieso irgendwo Glaubenssache, niemals kannst du da ein Optimum vorgeben, da sich die Wissenschaft immer erweitert und ab und an angeblich auch verbessert.
        Ich für meinen Teil bin auf jeden Fall ganz froh, dass mein Essen keine abstrakte Vorstellung ist, die ich für die Wirklichkeit halte, sondern einfach Essen. Natur und Leben zu abstrahieren führt vielleicht zu mehr Effizienz, m.E. aber in vielen, besonders in persönlichen Bereichen nicht zu mehr Glück (und das suchen wir doch eigentlich, oder, Herr Fingerphilosoph?)

      • Ich habe den Eindruck, wir reden aneinander vorbei. Ich vertrete hier schon immer den Standpunkt, dass sich das Leben nicht als technisches Gesetz beschreiben lassen. Ich hinterfrage – wie ich hoffe, kritisch – die Abstraktionen und die Verallgemeinerungen. Kleiner Tipp: vielleicht die Texte genauer lesen.

  2. Vergiss das Danke bitte.
    In Griechenland, wo ich jüngst urlaubte, konnte ich Schmetterlinge und den Schwalbenflügler ausgiebig fotografieren. Da waren sie noch, die Insekten, wie wir sie kannten.

    Ich finde es bezeichnend, daß man Dinge einführt, ohne sich über die Konsequenzen Gedanken zu machen. Etwa Plastik. Nahezu unzerstörbar. Jetzt schwirrt das Zeug in der Luft und ist im Wasser, wie unlängst berichtet. Und hunderte Millionen Tonnen davon im Meer.
    Daß die Neonicotinoide auch ihren Anteil am Insektensterben haben können, ist klar. Man weiß, daß manche Insekten Sexualpartner nicht mehr finden können, weil die Lockstoffe nicht mehr wahrgenommen werden.
    Schwer bei dem allem, zum Tagesgeschäft überzugehen. Das belastet ganz schön.
    Den neuen Club-of-Rome-Bericht kann ich daher wohl kaum lesen.

    • Dämon 39,2. Das ist eine uralte Kurzgeschichte von Peter Bamm: Ein Mensch hat alle möglichen Symptome: Husten, Schnupfen, Gliederschmerzen und fragt sich, was um alles in der Welt denn nur mit ihm los ist. Das Fieberthermometer zeigt 39,2 und damit bekommt der Dämon seinen Namen, worauf es dem Kranken gleich besser geht. Ahnungsweise wissen wir doch, dass wir dabei sind, den Planeten gegen die Wand zu fahren. Es zuzugeben, ist eine enorme Erleichterung. Verleugnen kostet bloß Kraft. Wie sagt man: Die Wahrheit macht frei.

    • Ja, Kopfundgestalt

      Plastik ist unzerstörbar und bleibt in unserer Umwelt, auch etwas in kleinsten Kügelchen im Meerwasser und der Fischnahrung!
      Es ist erst weg, wenn es sich in die natürlichen Ursprungteile zersetzt hat!

      Warum können die Sexualpartner mancher Insekten ihr Lockstoffe nicht mehr finden?

      Aber es geht ja hier mehr um unseren Willen und wie wir die Sache sehen und interpretieren!

      Wir können unseren Willen nicht überall durchsetzen, weil wir Freiheit falsch verstehen, wir müssen uns nach den Regeln der Natur richten, wenn wir sie erhalten wollen!

      Das bedeutet wahrscheinlich, dass wir uns an diese Irrtumswahrscheinlichkeit berücksichtigten müssen, um wahre Fakten zu bekommen!

      Deswegen bedeuten diese Worte für mich auch viel:

      „Das bedeutet, dass du keinerlei Aussagen treffen kannst, wenn du nicht auch diese Signifikanz, also die höchste Wahrscheinlichkeit eines Irrtums, die die Wissenschaftler noch akzeptieren, kennst.“

      • „Freiheit falsch verstehen“
        Darüber müsste es ein Schulfach geben, das zumindest.
        Ich las, daß der Ausbau der Mobilfunknetze gerade in den letzten Jahren mit ein Grund sein kann. Was technisch möglich ist, sollte eigentlich hinreichend auf Verträglichkeit geprüft werden.
        In dem Augenblick, wo man Plastik erfand, hätte man das Szenario vor Augen haben sollen, daß es myriadenhaft ins Meer geschwemmt werden wird, weil viele Länder kein Abfallsystem haben.

        Dein Schlußsatz verweist auf einen wissenschaftlichen Grundsatz – wenn ich ihn richtig lese. Erst etwas als gegeben akzeptieren, wenn wirklich alle Einwände gegen das (Gedanken-)Gebäude geworfen worden sind und es nicht einstürzt. Das Problem dabei ist aber, daß man noch nicht ALLE Einwände kennen kann, wenn man mit dem Werfen anfängt.
        Man müsste also jedes Mal scahuen: Gibt es neuere Einwände.

        Habe ich Deinen Satz richtig verstanden?

  3. Danke für den interessanten Text, Fingerphilosoph! Aus ganz anderer Perspektive habe ich mich auch gerade damit beafsst (siehe Artikel von heute auf meinem Blog).

    Du hast also den Schwänzeltanz der Bienen in der Schule gelernt 🙂 Aber Spaß beiseite: Es wäre in der Tat interessant, mehr darüber zu lernen, ob es „Elektrosmog“ gibt (Smog als Verbindung von „smoke“ und „fog“ setzt ja Sichtbarkeit voraus, die es bei Elektro erst mal nicht gibt) und was er bei Insekten anrichtet. Wie immer denke ich, wird es eine Reihe von Einflüssen geben, so ein Phänomen wie Insektensterben kann nicht monokausal erklärt werden.

    Was mich nicht überzeugt, ist die These, dass wir das nicht wissen wollen oder dass „es nicht gibt, was es nicht geben darf“. Heutzutage ist es doch eher umgekehrt: Wenn wir neue Erkenntnisse (gerade zu modernen Kommunkiationstechniken) erwerben, wird das doch sofort überall verwurstet und eröffnet dem Kapitalismus sofort neue Investitionsfelder. Das ist ja das Gute und Erfolgreiche am Kapitalismus, dass ihm alles – wie subversiv es auch erst erscheinen mag – zu seiner Immunität verhilft.

    So wie wir FCKWs aus Spays und Blei aus Benzin und Aluminium aus Deos eliminiert haben, würden wir doch auch Wege finden, den Schwänzeltanz der Bienen vor Elektrosmog zu bewahren, hoffe ich.

    • Das Vermarkten von Elektrosmog wird für den Kapitalismus erst in dem Moment interessant, wenn der Markt mit Elektro- bzw. elektronischen Geräten gesättigt ist und neue Absatzmärkte notwendig werden. Derzeit wird mit dem Verkauf von elektrischen und elektronischen Geräten ungleich mehr verdient als mit dem Vermarkten von Elektrosmog. Zumal ja noch die Elektrifizierung des Verkehrs in Aussicht steht, schätzungsweise nicht nur ein Milliarden- sondern ein Billionengeschäft.

      Mir ging es vor allem um die Funktionsweise des Geistes und auch des kollektiven Geistes, der genauso wie der individuelle Erkenntnisse total zu ignorieren vermag. Oder darum, wie sehr angebliche Erkenntnisse von Interessen gefärbt sind, wie das derzeit auch in der Glyphosat-Diskussion überdeutlich wird. Da treten die Interessen von Monsanto/Bauern einerseits und Umweltschützern andererseits jeweils so stark in den Vordergrund, dass eigentlich niemand mehr weiß, was wirklich Sache ist. Im entsprechenden Artikel in der F.A.Z. ist die Rede von „vielseitig ruiniertem Vertrauen“: und das trifft’s ziemlich gut.

      Ich kann nicht beurteilen, welche Rolle Elektrosmog beim Insektensterben tatsächlich spielt. Mich hat’s nur gewundert, dass niemand diese Möglichkeit überhaupt nur erwähnt hat. Ich finde es seltsam, dass der „Magnetsinn“ bei diversen Tieren/Insekten zwar durchaus wissenschaftlich untersucht und anerkannt ist, der Einfluss von elektromagnetischer Strahlung aber generell in den Bereich der Verschwörungsfantasien verbannt wird. Das scheint mir nicht schlüssig. Da die Neonicotinoide offenbar erst seit 20 Jahren großflächig eingesetzt werden, sind die auch ein guter Kandidat, was Ursachen angeht.

      Was ich jedoch aus meinem Umfeld bestätigen kann, ist eine massive Verarmung an Insekten und Vögeln gegenüber früher. Das ist mir auch jetzt erst richtig bewusst geworden. Darauf weist du in deinem Artikel ja auch hin.

    • Es hat mich wieder mal verblüfft, wie unser Wille, vielleicht auch die Konditionierung, von vorneherein bestimmte Gedankengänge kategorisch ausschließen. Ein anderes Beispiel, auf das ich vor Kurzem gestoßen bin, ist verbleites Benzin. Schon im Mittelalter wusste man, dass Blei hochgiftig ist. 1886 gab es ein Gesetz, das Frauen und Kindern die Arbeit in Bleifabriken untersagte. Dann wurde Blei als Anti-Klopfmittel für Motoren entdeckt. Und obwohl in den Bleifabriken die Arbeiter starben oder schwere (geistige) Schäden davontrugen, wurde das vorhandene Wissen ausgeblendet und die Welt über 50 Jahre lang mit verbleitem Benzin vergiftet. Dieses systematische Ausblenden von bereits vorhandenem Wissen lässt sich doch nur mit Wahn erklären. Flugbenzin ist bis heute verbleit. Die Perversion besteht nun darin, dass die Menschen, die laut sagen, dass wir durch den Flugverkehr mit Gift besprüht werden, als idiotische Verschwörungstheoretiker – Stichwort „Chemtrails“ – gebrandmarkt werden, obwohl der Sachverhalt ja durchaus stimmt und sogar einen Namen hat: Tetraethylblei.

      Dass Bienen und andere Insekten Elektromagnetismus wahrnehmen, ist eigentlich auch jedem bekannt, der den Schwänzeltanz der Bienen in der Schule lernen musste. Aber man kann ja gar nicht seriös drüber diskutieren, weil man sofort in die Verschwörungsecke gestellt und lächerlich gemacht wird.

      Wir brauchen doch gar keinen Diktator mehr, der das Denken einschränkt und beschneidet. Das besorgen wir schon selbst.

  4. „Die Frage, ob Insekten nur für die Bestäubung wichtig sind oder ob sie in einem funktionierenden Ökosystem noch weitere Aufgaben erfüllen, wie das Bodelebewesen und andere Krabbelviecher tun, kann ich auf Anhieb nicht beantworten.“
    Selbstverständlich nicht. Da muß man kein Fachmann sein, um zu wissen, daß der Organismus der Natur ein hochkomplexer ist und dass es ein Witz ist, nur die Bestäubung als „einzige“ Dienstleistung der Insekten anzusehen.
    Seit einiger Zeit fotografiere ich auch Insekten, habe die Scheu vor ihnen verloren und weiß auch um die Fremdartigkeit und geleichzeitige Verwandschaft mit uns. Ich empfinde es als schön und als eine Gnade, die vielfältigen Formen des Lebendigen betrachten zu können.

    Schönen Gruß!

    • Ja, so ist es knopfundgestalt,
      ja, nur Fachleute,bzw. Experten wissen was sie in der Natur für eine Aufgabe haben,
      warum findest du es als Gnade diese vielfältigen Formen in der Natur betrachten zu können?

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